31.5.05

Schuhe, Taschen und der einzig wahre Milchcafe

Viele meiner Freunde und Freundinnen wohnen nicht in der Stadt, in der ich wohne - da sind wir generationsmäßig also absolut im Trend: Mobil-flexibel den Jobs folgend entwerfen wir in einer Tour neue Lebensentwürfe bzw. passen die gestern noch aktuellen Pläne den heute gänzlich anders daherkommenden Umständen an...
Freundin A, Standort zur Zeit London und Freundin J, Standort München, kamen mich am Wochenende besuchen - dank Billigfliegern ist das ja alles heutzutage lässig möglich - und nein, die Umwelt-ressourcen-Frage machen wir an dieser Stelle nicht auf. Wir tranken Unmengen an Milchcafé (Latte Macchiato ist das Zeug, das in Cafés in hohen Gläsern serviert wird, dabei prinzipiell immer zu viel Milch beinhaltet und zu kalt serviert wird und einen albernen Namen trägt. Milchcafé serviere ich prinzipiell in einer großen weißen Tasse, und er besteht aus Espresso, den ich bei Barcomi's kaufe, Vollmich und braunem Bioroh-Rohrzucker! Frevler, wer ihn mit fettarmer Milch, Tchibos Dröhnung oder ähnlichen Gruseligkeiten zubereitet!), gingen sehr nett Tapas essen, saßen stundenlang auf dem Balkon und quatschten- naja, wie das dann so eben ist.
Wie sich dabei herausstellte, sind A und J, die sich über mich kennen gelernt und vorher erst einmal gesehen haben, beide Style- bzw. Shoppingfetischistinnen, A mit Schwerpunkt Taschen, J konzentriert sich mehr auf Schuhe...Ich gebe ja auch gerne und manchmal spontan unkontrollierte Summen für manchmal ebenso aberwitzige klamotten u.ä. aus, no doubt. Aber was sie auszeichnet, ist die Art und von ihnen an den Tag gelegte Kondition beim REDEN darüber. Hat irgendwer darüber schon mal soziologische Studien gemacht? Etwa über das Verhältnis von verbrachter Zeit mit Shoppen von wahlweise Schuhen/Taschen/Blusen/Jacken/Haarspangen und dem Reden über Schuhe/Taschen etc etc.? Oder Anzahl gekaufter Schuhe, deren Foltereffekt nicht nur beim erstmaligen Tragen zähneknirschend festgestellt, sondern beim Kaufen bereits gewusst wird und Menge der konsumierten Milchcafés, die bei der Besprechung des Umgehens schuhbedinger Verletzungen draufgehen? Wie die erfahrungsgesättigten Kenntnisse über Vor- und Nachteile von flachen oder runden, kurzen oder langen, einem oder zwei Taschenhenkeln, deren Erörterung ca 3 Milchcafés lang dauert, für die globale Taschenindustrie gewinnbringend verkauft werden kann?

Auf jeden Fall weiß ich jetzt, welches Schuhmodell ich mir garantiert nie kaufen werde und in welchen Taschenladen ich unbedingt und so bald wie möglich muss - also, da gab es so ein todschickes Modell und wie sagte A beim kauf ihrer neuen Tasche: "Naja, an Taschen mangelt es mir ja gerade nicht.(pause)ABER ICH HABE NOCH KEINE IN TÜRKIS!!!"

26.5.05

Besichtigungskonzentrat

Letztes Wochenende sollte ich Besuch bekommen, von L. Spontane Arbeitszeitverlängerungen gekoppelt mit Urlaubsstreichungen entließen ihn aber dann nur am Sonntag aus der Pflicht. Was soll's, ein Tag Besuch ist besser als kein Tag, dachte ich mir. Abgesehen davon kann man übrigens auch locker an einem Tag das Wochenendbesichtigungsfreizeitprogramm absolvieren, das sich andere von Freitag bis Sonntag vornehmen.
Wir starteten also mittags mit dem Flughafen Tempelhof - super, wollte ich ja eh noch im Sonnenuntergang blitzdingsen. Daraus wurde angesichts der tageszeit zwar nichts, dafür gliederten wir uns aber unauffällig in eine Führungsgruppe ein, die passend zufällig gerade an uns vorbeischlurfte. Was für ein Geschenk: Der Touri-Guide war nämlich nicht nur een waschechta Baalina, sondern vor dieser Tätigkeit auch 30 Jahre lang Verwalter des zivilen Teils des Flughafenareals. So erfuhren wir u.a., dass auf dem 1,3km langen Dach des Viertelkreisrunden Gebäudes ursprünglich mal 100000 Menschen sitzen können sollten, um irgendwelchen Aufmärschen, Paraden und sonstigen Gehirnwäschen beizuwohnen, dass die Amis aus dem als Tanzsaal konzipierten Raum unterm Dach des Hauptgebäudes stante pede eine Basketballhalle gemacht haben (Bowlingbahn, Muckibude und Snackbar - "Na, det wissen Se ja sicha ooch, da wo 3 Amis uff een haufn stehn, wird eersma eene Snackbar uffjemacht" - gab's natürlich auch...), oder dass die 1943 im Treppenhaus bereits vor die entsprechenden gemauerten Einlassungen platzierten Heizkörper erst 1993 von dort entfernt wurden.
Der große Saal im Hauptgebäude, der als Präsentationssaal fungieren sollte, sah übrigens noch genauso aus, wie ihn die Nazis verlassen haben - abgesehen von einigen Dingen, die in Ermangelung anderen Baumaterials dann wieder abgetragen wurden. Gespenstisch...

Und so richtig viel Betrieb ist auf diesem ständig an der Schließung vorbeischlidderndem Flughafen auch nicht gerade...


Nach der 2stündigen Führung sind wir zur Yorckstraße gelaufen, um beim mindestens zweitbesten Currywurststand Berlins, Curry 36, wieder zu Kräften zu kommen, haben uns danach das Mahnmal-Stelenfeld am Potsdamer Platz angeschaut (hm. Nein, das Jüdische Museum ist besser.), sind von da zu Fuß erst zur gerade im Eröffnungstrara befindlichen Neuen Akademie der Künste, weiter Richtung Museumsinsel bis zum Ostbahnhof GELAUFEN, um da noch abends ins übrigens sehr gute Madrugada-Konzert zu gehen.
Wie das dann so war, schreibe ich vielleicht ein andermal...

25.5.05

Die Schwebeteilchen fallen langsam...

Wurde ein guter alter Wein erschüttert - beispielsweise durch den Transport in einem klapprigen 2GV von Südfrankreich über Kopfsteinpflasterstraßen und Schlaglochalleen bis nach Berlin oder auch durch fröhliches Schwenken des Einkaufskorbes, in den er nach Erwerb gelegt wurde - sollte er Gelegenheit bekommen, all das Hochgewirbelte sacken zu lassen und erst mal einige Zeit ruhig vor sich hinstehen dürfen.
Die NRW-Wahl und die Aussicht auf vorgezogene Neuwahlen im September konnte jetzt bei mir auch 3 Tage sacken...Ungeachtet irgendwelcher politischen Meinungen, Geschmäcker bei der Farbzusammensetzung von Koalitionen, Überlegungen á la "Was bedeutet X für Y, wenn...", zogen vor meinem inneren Auge auch durchaus amüsante Bilder her: Außenminister Westerwelle im angeregten Plausch mit Condoleeza Rize: Wer bitte muss bei der Vorstellung nicht fies grinsen? Roland Koch als - hmmmmmm, sagen wir mal: Bildungsminister. Welch ein energiefreisetzendes Potential für sonst ja manchmal eher maue Proteste und Streiks von SchülerInnen und Studierenden! Stoiber geht als Superminister nach Berlin, die Bayern geraten - plötzlich vom Vater verlassen - in eine Identitätskrise, beschließen sich endlich von den Preussen zu emanzipieren und bauen eine große Mauer um ihren knödeligen Freistaat...
Aber vielleicht kommt ja alles auch ganz anders.
Und wie sagte schon Max Weber:
"Es ist durchaus wahr und eine – jetzt hier nicht näher zu begründende – Grundtatsache aller Geschichte, dass das schließliche Resultat politischen Handelns oft, nein: geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht."

20.5.05

Bilder Bilder und nochmals Bilder

War gestern abend mit V in der Alten Nationalgalerie - Museen sind übrigens donnerstags immer bis 22 Uhr geöffnet und ab 18 Uhr ist Eintritt frei...So konnten wir also ganz lässig durch die Hallen schlendern, mal hier und da anhaltend und über die Bilder philosophierend - Interessant, wie sich der sonst meist bald einstellende Museums-Schlurfschritt-und Übersättigungsblick verwandelt in eine fast aufmüpfige "Ha!-Und-wenn-ich-nicht-mehr-will, dann-geh-ich-einfach-nach-3-Bildern-wieder"-Haltung. Also lustwandelten wir nur durch die deutsche Romantik und Goethezeit, um danach auf Alkoholkonsum und Kneipenbilder umzusteigen...
Folgende Impressionen aber bleiben haften:
- Schinkel hatte - zumindest bei seinen Motiven - echt einen an der Waffel. hat immer nur monströs-riesig-fiktive Gothikkathedralen gemalt, die meist mit einer Riesenfreitreppe an ein "Gewässer" heranreichen, mit einer barocken Treppe über eben dieses Gewässer mit einer mittelalterlichen Stadt verbunden sind, welche wiederum mit neoklassizistischen Bauten umrahmt und ans Gebrige grenzt...Abstrus, erinnert verdächtig an einschlägige Fantasy-Szenerien.
- Die Nazarenen haben seltsam poppige Farben benutzt.
- Caspar David Friedrich ist - klar - toll, aber warum in Dreiteufelsnamen musste er so häufig irgendwelche megadüstren Toter-Baum-in-Morastlandschaft-vor-bedrohlichstdunklem-Himmel malen?

Als Gegensatz dazu heute über folgende Motive gestolpert:


18.5.05

Handlungsorientierte Kompetenzerweiterung

Wie der oder die geneigte LeserIn vielleicht bemerkt haben dürfte, habe ich in den letzten Tagen einen bloggerhandwerksbezogenen Kompetenzzuwachs von ca 180% zu verzeichnen - danke Simon:-)
Und da wir ja alle wissen, dass nichts so leicht wieder vergessen wird wie das, was nicht sofort angewendet und in Handlungskompetenz übertragen wird, hagelte es hier in den letzten Einträgen förmlich Bilder.
Damit ist nu auch wieder Schluss - bzw. ich muss erst wieder die Kamera nachtanken...

Motive, die ich hier gerne noch blitzdingsbumsen möchte:
- den japanischen (oder war's chinesisch?) Garten in Marzahn
- Sonnenuntergang am Flughafen Tempelhof
- Touristengesichter am Kottbusser Tor
- Kollege M. Samstag nacht mit "Berlin Mitte Boy"-T-Shirt auf seinem Balkon in Mitte
- Guido Westerwelle und Angela Merkel barfuß und mit Sonnenmilch auf der Nase beim Cocktail schlürfen am Bundespressestrand

Friedhof der Kuscheltiere

16.5.05

Schmuddelige Getränke



Was zum Donner sind eigentlich gepflegte Getränke? Und vor allem: Sind Bier und Wein ungepflegte Getränke? Sozusagen die Rüpel unter den Getränken? Oder sind sie vielmehr ungepflegt im Sinne von schmuddelig, nicht gewaschen? Gibt es einen Getränke-Verhaltenskodex? Und sollen Fassbrause, Cola und Berliner Weisse etwa gepflegt(er) sein?!?

Jumpjump!!!

Nachdem ich gestern beim dem Karneval der Kulturen ca 5 Stunden (mit kurzen Unterbrechungen, um Mojito-Nachschub und/oder Essen zu holen) vor der "Eurasia"-Bühne kleben geblieben bin, steht für mich der Newcomer bzgl. cooler Musik fest: Leute, fahrt nach Tschechien!!

Absolut grandios war der Auftritt von gipsy ,einem tschechischen Roma-Hiphopper. Ein drahtiges Jüngelchen, ausgestattet mit allen Attributen der Hiphopwelt: Wollmütze, Kinnbärtchen, schlabbrige tarnfarbene Baggytrousers und T-Shirt mit irgendwelchen Kürzeln drauf. Rechts neben ihm der Gitarrenman: lange schwarze wellige Haare, orangene Sonnenbrille und während des ganzen Konzertes nicht eine Miene verzogen. Links von ihm der "Teufelsgeiger", O-Ton Gipsy: "the sexiest man alive!". Sah eher aus wie ein Physik- oder Mathegenie, spielte Geige als wäre er Stephane Grapellis Enkel höchstpersönlich...
Beats kamen vom Tape, oder von Gipsy, der immer mal wieder zwischendurch zur human beatbox mutierte...Die Musik war dementsprechend. Lustiger Gypsy-jazz-Hiphop und der Typ eine echte - vor allem extrem sympathische - "Frontsau". Ansagen von ihm liefen immer ungefähr so ab: "PEOPLE!!! Women always say to me: Gipsy! Why are you so slim?!? Because I don't eat!" oder "People! Berlin! Dance dance!"

Die danach auftretenden mazedonischen Balkanskareggae-Jungs hatten vor allem einen coolen Namen: "Superhiks", waren mir aber etwas zu straight-rockig, vor allem der Sänger nicht so charismatisch wie der Typ davor. Dafür waren Tleskac (sprich: Tleschkatsch) aus Pilsen wieder famos: Typische SkaPunk-Hoppsassa-Besetzung mit Bläsersatz und mehrstimmigem Gesang. Schrulliger Typ mit rauher Stimme, bei dessen tschechischen Ansagen man immer nur "Ska" verstand. Irgendwann reduzierte er seine Ansagen auf das Nötigste, klang dann ungefähr so: "Yeeeaaah, dancin dancin dancin! Ska! Heavymetal-Ska!" Oder "Reggae-Ska" oder "Rrrrrrrrroma-Ska!" Dazu Tanzeinlagen der Blechbläser, die anscheinend auch Jonglieren als Hobby haben, zumindest wirbelten sie trompete und Posaune herum, dass es nur so blitzte...

12.5.05

Kurztrip

Eigentlich wollte ich ja nur schnell bei meinem Lieblingsweinladen hereinschneien, um mir einen Rotwein aus dem Languedoc mitzunehmen - bin aber eineinhalb Stunden drin kleben geblieben, mit folgendem Ergebnis:

- Lecker-unkomplizierter Spätburgunder aus dem Rheingau: Johanninger , "Phyllit" 2001. Gute Struktur und erstaunlich stabil für das Alter. Aber auch nix Weltbewegendes. Gut für einfach mal so lecker..

- Eine andere Liga dafür der Spätburgunder von Achim Jähnisch aus Baden. Der Winzer ist erst seit einigen Jahren dort zugange und produziert mit 2,3 ha klein aber fein:
Der 2002er sehr dezent und fein, mit zurückhaltend-duftigen Erdbeer- und Himbeertönen in der Nase, darüber schwebte etwas, das mich an feuchte Erde/Waldboden erinnerte. "Geerdet" wurde das Ganze durch Karamelltöne. Passt bestimmt toll zu kandierten Erdbeeren - fand der Verkäufer zumindest. ich fing gleich an zu überlegen, wie ich denn wohl Erdbeeren kandieren würde, vielleicht noch mit mandelsplittern, obwohl die dann ja wieder so eine nussige Röstkomponente hereinbringen, was vielleicht störend sein könnte...? Und das Ganze gut verpackt mit elegant eingebundener Säure. Schön ergänzend war die leicht mineralische Komponente, die der Wein auch hatte. Spannend im Vergleich dazu der 2003er: Sowohl das Wetter dieses Jahrgangs, aber auch das eine Jahr weniger was er auf dem Buckel hat, lassen ihn viel präsenter, eindeutiger und kräftiger daher kommen, mit deutlichen Fruchtaromen. Auch klasse; ich konnte auch gar nicht sagen, welcher davon jetzt mein Favorit ist und nahm gleich beide mit - Muss mich dem mal in Ruhe nähern:-))
Und auf den "Geheimtip" bzw. die Empfehlung des Hauses bin ich sehr gespannt: Ein Rosé von Philippe aus dem Languedoc, "Gres Saint Paul" 2004, bombastische farbe, hmmnjamnjam.
Das nächste mal sind dann die Spätburgunder von Neiss, Gutzler und die Weissburgunder/Chardonney-Cuvee von Jähnisch an der Reihe...
Außerdem muss ich DRINGEND an die Ahr!!!! Und nach Saarbrücken, wo der Burgunder-Gott Deutschlands seinen Weinladen haben soll. Der kennst sie ALLE im Burgund, auch die Supergeheimweingüter mit nur 600 Flaschen Megaleckerburgunder im jahr.

P.S.: Den roten Languedoc habe ich natürlich auch mitgenommen, ebenfalls von Philippe erzeugt; Grés St. Paul "Antonin" 2002. Ein Wein, der auf fast reinem Kieselboden wächst und dieses Mineralische auch im Glas hat. Sehr lebendig, rote Früchte, dank 80% Syrah und 20% Mouvédre so gut wie gar nicht diese sonst so typischen "Stall-grobe Leberwurst"-Töne...

11.5.05

Hellsehen im Gendertraining

ich war gestern auf einer Veranstaltung, wo wir im Rahmen eines Gender-trainings folgende übung machten: Wir setzten uns in Dreiergruppen zusammen, je ein mann und 2 Frauen (ergab sich so aufgrund geschlechtlicher Verteilung der Anwesenden). wichtig war, dass sich die Leute in den gruppen kaum bis gar nicht kannten. War in meiner gruppe auch der Fall: kannte die Beiden weder mit Namen, nur vage vom Sehen den Typen. Die Übung: reihum sollten jeweils 2 die 3. Person einschätzen - frei assoziierend - bzgl. ihrer
- Herkunft
- Wohn- und Lebenssituation
- Hobbies
- Lieblingsurlaubsland
- Wohnungseinrichtung

und zwar frei von der Leber weg sozusagen, als wäre man sich gerade zum ersten mal in seinem Leben auf der Straße begegnet, oder so. Besagte 3. Person durfte das nicht kommentieren, sondern erst mal nur schriftlich festhalten was über sie so spekuliert wurde. ich stellte mich als erste den hellseherisch-prognostischen Kompetenzen meiner Gruppe, mit folgendem Ergebnis:

ich bin wahrscheinlich deutsch ("Sag doch mal was, wir haben Dich noch gar nicht reden gehört!") keine Berlinerin, obwohl vielleicht ja doch aus Berlin. Mein Lieblingsreiseziel ist Skandinavien. ich bin nicht verheiratet, alleinlebend in einer 2-Zimmer-Wohnung, irgendwie liiert (?!? Man konnte sich auf sexuelle Präferenzen jedenfalls nicht festlegen...), habe keine Kinder, dafür aber einen kleinen Balkon mit schönen Blumen. Mein Kühlschrank ist gut (!) und vor allem nett (!!) gefüllt, ich bin Nichtraucherin und mag auch keine Raucher, vor allem nicht in meiner Wohnung. Meine Wohnung ist mit klaren Linien, aber weiblichem Flair eingerichtet, ich wohne ein einem nicht-elitären Bezirk zur miete, wahrscheinlich im Westen der Stadt. meine Hobbies: Joggen, schwimmen, wandern und was Künstlerisches, Kreatives.
- No comment -
ich konnte wenigstens punktuell kontern, indem ich dem vierfachen Familienvater unserer Runde ein Leben in einer Homo-Gemeinschaft unterstellt habe, der Dritten in der Runde auf den Kopf das Hobby Tanzen, einen Hang zu Städteurlaub mit Niveau und fälschlicherweise ungarische oder slawische Ahnen zugesagt habe - dabei ist sie Urberlinerin.

den Zweck der Übung habe ich vergessen, aber Bourdieu hätte sicher seine Freude dran gehabt:-))

10.5.05

Aktivismus

Obwohl das aktuelle Wetter (tagsüber SonneRegenMix bei erfrischenden 12-14 Grad, nachts schön frostig bei 0-1 Grad - ist ja auch erst Mitte Mai!) eine/n nicht unbedingt auf die Straßen und Plätze Berlin treibt, sollte man sich doch ab und zu raus wagen, sonst verpasst man ja noch Geschichte, die gerade gemacht wird...
So zum Beispiel vor eineinhalb Wochen der berühmte 1.Mai in Berlin-Kreuzberg. Seit morgens kreisten die Hubschrauber über die Straßen hier, Polizeiwagen strichen um die Ecken, in der U-Bahn das Publikum komplett breit und das schon mittags. Und dann das: Keine Krawalle, kein einziger Stein flog, nichts. Stattdessen lustiges Multikultifest und alle machen mit. Na, is ja auch schön. Dafür war ich dann ein paar Tage später auf dem Konzert von baskischen Terroristen gewesen, was mich etwas beruhigte: Der Widerstand ist doch nicht tot. Er hüpft nur auf Konzerten wie ein Flummi und in Begleitung diverser "Soli-Cocktails" auf und ab und singt beseelt "Avanti Populo".
Am letzten Wochenende ging's gleich weiter mit dem 60Jahre-Befreiungs-Mammutprogramm: dank der Liveschaltung zu meinem Bekannten V., der sich tapfer schon vormittags in den schwarzen Block gemischt hat, konnte ich quasi hautnah miterleben, wie die Neonazidemo sozusagen einfach ausgesessen wurde: "Nee, hier tut sich schon seit einer ganzen Weile nix mehr. Wir sitzen hier auf der Brücke- und das bleibt wohl auch erst mal so". Und meine in solchen Schwarzblock-Antifakreisen nun wirklich gar nicht bewanderte, aber an dem Tag da mitgelaufene Kollegin erzählte mir am nächsten Morgen ganz entzückt, wie lieb diese ganzen "kinder" doch alle seien: "Weisste, da haben sie einerseits schwarze Klamotten an und Plakate mit Stinkefinger und so, und dann sitzen sie da aber und packen sich mittags ihr mitgebrachtes und liebevoll verpacktes Butterbrot aus, fand ich ja echt putzig."

Am kommenden Wochenende ist Karneval der Kulturen, geht praktischerweise direkt vor meiner haustür her. Vielleicht sollte ich mich mit Thermoskanne und stets frischem heissen Tee dahin stellen und ein bisschen Samariterin spielen: ich sehe schon die ganzen Teilnehmenden in ihren brasilianischen Fähnchen und exotischen Kostümchen bei 12 Grad und Regenschauer, brrrr....