28.11.05

Schneechaos?!?

Am Wochenende war es hier eigentlich recht schön: Kalt, aber sonnig. Der totale Wintereinbruch samt Schneechaos, Stromausfall und Verkehrszusammenbrüchen ging hier an uns - insbesondere wohl an mir, da zu meiner normalen Fernseh-Abstinenz dieses Wochenende auch noch Zeitungs- und Radioabstinenz hinzu kam - gänzlich vorbei. Umso erstaunter war ich, als ich heute morgen hörte, WO die Welt im Schnee versank, nämlich nicht da wo so'n Quatsch hingehört, in Süddeutschland, sondern in NRW, genauer im Münsterland und OWL...

Ihr Lieben - seid Ihr alle wohlauf?!?!? Habt Ihr Strom? Fließend warmes Wasser? Licht? Genug zu essen? Heiles Auto? Noch alle Gliedmaßen?

23.11.05

Abendessen bei Merkels

Während die Süddeutsche und die taz heute etwas verschämt und versteckt auf Seite 2 oder 3 diskutierten, warum denn gestern nur Angelas Göttergatte bei ihrer Krönung nicht dabei war, fragte die BILD gleich auf Seite Eins ganz empört "Wo war ihr Mann?".
Selbst meine KollegInnen in der Mittagspause heute meinten, dass er ja wenigstens bei diesem wichtigen Event gestern mal seine Medienscheu vergessen und seiner Frau zur Seite hätte stehen können...Ehrlich gesagt hat mich die Anwesenheit von irgendwelchen Gatten, Gattinnen, Lebensgefährten oder -Gefährtinnen irgendwelcher Politik-Treibenden noch nie sonderlich interessiert. Hier finde ich es eigentlich sogar eher ganz putzig: Madame Merkel bricht gleich mehrere Rekorde auf einmal (Erste Frau! Erste ostdeutsche Person! Jüngste Person! War sie geschminkt, mit Lippenstift? Auch das wäre bestimmt ein deutscher Kanzlerei-Rekord...), und ihr Partner geht lieber gemütlich ein bisschen in seine Butze, um vor sich hinzu forschen...Irgendwie ganz sympathisch, eigentlich, so nebensächlich-alltäglich irgendwie. Kann mir gut vorstellen, wie sie abends bei Abendessen zusammen kommen und sich gegenseitig fragen: Und? Wie war dein Tag? - Och, joa, danke, ganz nett. Und bei Dir? - Mhmm, auch. Wollen wir nen Wein aufmachen?

21.11.05

Ganz einfach!

Warum es so ist, wie es ist (mit herzlichstem Gruß an den Wochenend-Misantrophen):
"Es gibt Weinländer und Schnapsländer. Demnach gibt es Weinvölker und Schnapsvölker. Die Weinvölker sind genial; die Schnapsvölker sind zwar nicht allesamt Atheisten, aber sie neigen zumindest zur Götzenanbetung. Die großen Weinvölker sind die Griechen, die Dalmatier, die Spanier, die Etrusker, in den wahren Weinbaugebieten die Italiener, die Franzosen und die Ungarn. Diese Völker haben keinen sogenannten weltgeschichtlichen Ehrgeiz; sie haben sich nicht in den Kopf gesetzt, sie müssten die übrigen Völker erlösen, wenn nötig, mit dem Gewehrkolben. Der Wein bewahrt sie vor Abstraktionen. Die Weinvölker leben in den Traditionen nicht der Weltgeschichte, sondern des Goldenen Zeitalters. Diese Haltung ist die Folge einer der wichtigsten Komponenten des Weins, des Idylle-Öls. Die Weinländer und die Weinbaugebiete sind alle idyllisch." (Béla Hamvas, Philosophie des Weins)

17.11.05

Weckservice

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich morgens aus dem Reich der Träume in die rauhe Welt der Realität zu befördern. Meine beiden gängigsten Methoden:
- man schläft einfach so lange, bis man von alleine wach wird. Hat den Nachteil, dass das evtl. zu spät ist, z.B. wenn man arbeiten muss/will
- der Wecker klingelt. Very common, meist auch zuverlässig, kann manchmal ein jäh-abruptes "in die Welt geworfen werden" mit sich bringen

Oder man ist bereits so halbwach-schläfrig und linst am Vorhang vorbei nach draußen, um nach der persönlich erstellten Wetter-Analyse weiter zu sehen... Heute starrte ich dabei auf ein paar klobige Schuhe und dazugehörige Beine, die offensichtlich vor meinem Schlafzimmerfenster (2.Stock!!!) standen. So schnell bin ich selten aus dem Bett geschossen. Nach der ersten Schrecksekunde fiel mir dannn aber das Gerüst wieder ein, dass seit einer Woche vor meinen Schlaf- und Wohnzimmerfenstern steht, da hier mal wieder irgendwelche Handwerker herumturnen und die Balkone sanieren oder so. Auf jeden Fall ein sehr effektives und schnelles Wecksystem - für Morgenmuffel durchaus zu empfehlen.

13.11.05

Wein und gender II

"Frauen können nun mal Wein besser beurteilen als Männer. Erstens haben sie mehr Geschmacksknospen auf der Zunge. Und zweitens können sie damit besser umgehen - weil alle Männer zuerst mit ihrem Halbwissen angeben müssen, Frauen jedoch ohne Brimborium den persönlichen Geschmack benennen." (Klappentext von "Die Johnson. Weinführer für Frauen" von Kitty Johnson, Europa Verlag 2004)
Bis vor 2 Tagen wusste ich noch nicht einmal, dass der große Weinkritiker Hugh Johnson eine Tochter hat - nun habe ich mir TROTZ des hier zitierten Klappentextes sogar ihr Buch gekauft...Bei solchen Texten zieht sich mir ja eigentlich alles sofort zusammen, so als ob ich statt Wein Essig getrunken hätte: Pauschale Verallgemeinerungen, biologisierende Argumentationen gepaart mit Betonung der bipolaren "Hier Frauen - da Männer"-Differenz. Zunächst kaufte ich das Buch demzufolge auch aus reinem Forschungsinteresse - als empirisches Material, sozusagen (das im Buchladen daneben stehende "Welcher Wein passt zu welcher Frau" - oder hieß es "Welche Frau passt zu welchem Wein"? habe ich NICHT gekauft!). Beim Querlesen durfte ich dann feststellen, dass das Buch einen informativen Überblick über alles zum Thema Wein gibt, was mensch interessieren könnte, die/der bislang wenig Weinwissen und -Erfahrung hat. Abgesehen davon scheint Mademoiselle Johnson ein absoluter Sherry-Fan zu sein: Sie betont andauernd, wozu Sherry alles her-vor-ra-gend passen würde, wie vielfältig und interessant und spritzig Sherry sei: "Wegen ihrer Würze passen Sherry-Weine gut zu Gebäck und Knabberzeug und die Spanier haben sie natürlich extra für die tapas erfunden. Das ganze Jahr über und wo immer man will, können diese Weine jede Party retten. Für mich sind sie DER Konkurrent zu Champagner, natürlich ohne das Prickeln".
Hm. Vielleicht überdenke ich mein Verhältnis zu Sherry noch mal: Die nächste Party, auf der ich das ausprobieren kann, kommt bestimmt...

Sonntagsbeschäftigungen

Dinge, die ich schon lange tun wollte und heute endlich erledigen kann:

- einige Bilder aufhängen, die darauf schon lange warten
- "Hausarbeit": Staub putzen, Wäsche waschen, Boden wischen - evtl. sogar noch Fenster putzen?!? (geil!)
- den großen hässlichen Chaos-Stapel mit Texten, Zetteln, Artikeln zu allem Möglichen wegräumen
- endlich mal Platz im Bücherregal schaffen, um den Inhalt des großen hässlichen... unterbringen zu können.
- den Kühlschrank entgiften: Man macht sich kein Bild, wie Gewürzgurken im Glas mutieren können...
- mit weit weg wohnenden FreundInnen telefonieren
- joggen
- in Ruhe lesen
- neue Saiten aufziehen
- Swing tanzen, um die gestern gelernten Schritte nicht gleich wieder zu vergessen
- im Wechsel Tee und Milchcafé trinken, dazu Unmengen an Clementinen, Feigen und Keksen futtern

7.11.05

Vorpommersche Wonneproppen


Diesen besonders - nunja, inspirierenden Eindruck bei unserem Ausflug möchte ich natürlich auch niemandem vorenthalten...Ob solche Klone wohl in echt da oben rumlaufen? Und wie kriegen sie alle nur den exakt gleichen stupiden Gesichtsausdruck hin? Oder stellt sich der automatisch durch zu viel Hantelstemmen, kombiniert mit genmanipuliertem Kraftfutter ein?

Flusskrebs und indische Corn Flakes


Vor anderthalb Jahren zog ich aus der regenreichsten Region Deutschlands in die vor-sibirische kontinentalwettrige Steppe. Mit fantastischen Folgen: Superwetter, immer Sonne - ok, etwas kühl manchmal. Immerhin ist es Anfang November, und anstatt seit Wochen durch Regenmatsch zu stapfen, konnten wir gestern bei strahlendem Sonnenschein einen Tagestrip an die Ostsee machen, ins Fischland "auf den Darß". Dabei konnte ich mal wieder feststellen, dass die Ostsee viiieeeel cooler ist als die befriedete, verdeichte und verzäunte Nordsee, wo man noch dazu alle 6 Stunden nur auf braunen Schlamm gucken kann...(ja doch, die Inseln sind toll und ganz anders...)
Witzig war auch die Gesellschaft der 4 InderInnen und der Argentinierin, mit denen Freund J und ich dorthin fuhren: Während der Fahrt gab es die indische Studentenfuttervariante, scharf, mit Corn Flakes, Erbsen, Rosinen, Korianderblättchen und sonst was für'n Kram, dazu Bollywood-Muik, die Argentinierin hüpfte verzückt barfuß durch das Wasser (von dem der eine Inder vermutete, dass es maximal 3-4 Grad Celsius haben dürfte: "Brrrr - does it come directly from the North Pole?!?"), bei unserer einstündigen Wanderung durch den Küstenwald fragten sie sich, ob es bei uns im Wald gar keine Tiere gebe und auf meine Frage, welche Tiere sie denn bei sich im Wald sehen, wenn sie da so rumlaufen, gab es erst mal nur Gelächter. Ist ja auch ne absurde Idee, beim Tiger direkt vor der Haustür herzulaufen...

Krönender Abschluss unseres Ausflugs war der abschließende "Snack" bei der einzigen offenen Lebensmittelquelle: Der Imbissbude auf dem Campingplatz. So ein schlechtes Fischbrötchen habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Obwohl die Inderin von ihrem Papp-Brötchen mit Flusskrebsfleisch ganz angetan war: "Cool. You eat these things always cold here? Usually my Mum cooks this Flusskrebs, it is typical in our Region..." Naja, ich habe ihr lieber nicht erzählt, wie dieses orangene Was-auch-immer an die deutsche Ostseeküste und in dieses Brötchen kam...

1.11.05

Früher war alles besser

Früher war alles besser und vor allem pädagogisch wertvoller. Zum Beispiel die diversen Bräuche und Rituale wie etwa das Martinssingen. Das findet im November statt und war für mich immer der erste Hinweis darauf, dass es auf Weihnachten und vor allem auf die Adventszeit zugeht. Martinssingen gab es immer in 2 Varianten. Denen voraus ging tagelanges Basteln der Laternen im Kindergarten bzw. in der Grundschule: Bunte Wachspaiere wurden bemalt/beklebt oder betröpfelt, irgendwie gebügelt und dann aufwendig zu einer Laterne zusammen geklebt. Dann gab's den großen Umzug für alle, mit Martin auf dem Pferd (Doch, der ist woohl echt, Mama!) und dann, Variante 2, noch mal extra das Martinssingen mit einer kleinen Gruppe von Haus zu Haus. Zum Teil zum Entsetzen der Gebenden mit Blök-Flöte begleitet und immer mit vollster Inbrunst performt: 1-2 Lieder wurden immer gegrölt und so lange erbarmungslos wiederholt, bis die Süßigkeiten - hart ersungen - in die verheißungsvoll schwere Tüte fielen...
Und heute? Gestern war Halloween: Den ganzen Tag sausten irgendwelche Kinder mit professionell-karnevalesken Kostümen - die sie bestimmt bei Karstadt gekauft haben - herum: lange schwarzspitze Zauberhüte und schwarzglänzende Umhänge mit orangenen Kürbisgrinsegesichtern war anscheinend am angesagtesten. Und wie beim Martinssingen auch Geklingel an der Haustür, ABER: Statt musikalisch erbaulicher Darbietung nur der schnöde Ausruf "Süßes oder Saures!!!" Sorry, aber für so etwas gebe ich keine Schokolade raus. Und "Saures" ist, wie ich gestern auch erst gelernt habe, die "Drohung", falls es keine Süßigkeiten geben sollte. Äh - hallo? geht's noch?Obwohl mich die Vorstellung, diese kleinen Profi-Abzock-Kürbisgesichter in böswillig-absichtlicher Missinterpretation des Spruches "Süßes oder Saures" mit Gewürzgurken und Rollmops abzuspeisen, doch einige Minuten amüsiert hat...