13.11.05

Wein und gender II

"Frauen können nun mal Wein besser beurteilen als Männer. Erstens haben sie mehr Geschmacksknospen auf der Zunge. Und zweitens können sie damit besser umgehen - weil alle Männer zuerst mit ihrem Halbwissen angeben müssen, Frauen jedoch ohne Brimborium den persönlichen Geschmack benennen." (Klappentext von "Die Johnson. Weinführer für Frauen" von Kitty Johnson, Europa Verlag 2004)
Bis vor 2 Tagen wusste ich noch nicht einmal, dass der große Weinkritiker Hugh Johnson eine Tochter hat - nun habe ich mir TROTZ des hier zitierten Klappentextes sogar ihr Buch gekauft...Bei solchen Texten zieht sich mir ja eigentlich alles sofort zusammen, so als ob ich statt Wein Essig getrunken hätte: Pauschale Verallgemeinerungen, biologisierende Argumentationen gepaart mit Betonung der bipolaren "Hier Frauen - da Männer"-Differenz. Zunächst kaufte ich das Buch demzufolge auch aus reinem Forschungsinteresse - als empirisches Material, sozusagen (das im Buchladen daneben stehende "Welcher Wein passt zu welcher Frau" - oder hieß es "Welche Frau passt zu welchem Wein"? habe ich NICHT gekauft!). Beim Querlesen durfte ich dann feststellen, dass das Buch einen informativen Überblick über alles zum Thema Wein gibt, was mensch interessieren könnte, die/der bislang wenig Weinwissen und -Erfahrung hat. Abgesehen davon scheint Mademoiselle Johnson ein absoluter Sherry-Fan zu sein: Sie betont andauernd, wozu Sherry alles her-vor-ra-gend passen würde, wie vielfältig und interessant und spritzig Sherry sei: "Wegen ihrer Würze passen Sherry-Weine gut zu Gebäck und Knabberzeug und die Spanier haben sie natürlich extra für die tapas erfunden. Das ganze Jahr über und wo immer man will, können diese Weine jede Party retten. Für mich sind sie DER Konkurrent zu Champagner, natürlich ohne das Prickeln".
Hm. Vielleicht überdenke ich mein Verhältnis zu Sherry noch mal: Die nächste Party, auf der ich das ausprobieren kann, kommt bestimmt...