11.5.05

Hellsehen im Gendertraining

ich war gestern auf einer Veranstaltung, wo wir im Rahmen eines Gender-trainings folgende übung machten: Wir setzten uns in Dreiergruppen zusammen, je ein mann und 2 Frauen (ergab sich so aufgrund geschlechtlicher Verteilung der Anwesenden). wichtig war, dass sich die Leute in den gruppen kaum bis gar nicht kannten. War in meiner gruppe auch der Fall: kannte die Beiden weder mit Namen, nur vage vom Sehen den Typen. Die Übung: reihum sollten jeweils 2 die 3. Person einschätzen - frei assoziierend - bzgl. ihrer
- Herkunft
- Wohn- und Lebenssituation
- Hobbies
- Lieblingsurlaubsland
- Wohnungseinrichtung

und zwar frei von der Leber weg sozusagen, als wäre man sich gerade zum ersten mal in seinem Leben auf der Straße begegnet, oder so. Besagte 3. Person durfte das nicht kommentieren, sondern erst mal nur schriftlich festhalten was über sie so spekuliert wurde. ich stellte mich als erste den hellseherisch-prognostischen Kompetenzen meiner Gruppe, mit folgendem Ergebnis:

ich bin wahrscheinlich deutsch ("Sag doch mal was, wir haben Dich noch gar nicht reden gehört!") keine Berlinerin, obwohl vielleicht ja doch aus Berlin. Mein Lieblingsreiseziel ist Skandinavien. ich bin nicht verheiratet, alleinlebend in einer 2-Zimmer-Wohnung, irgendwie liiert (?!? Man konnte sich auf sexuelle Präferenzen jedenfalls nicht festlegen...), habe keine Kinder, dafür aber einen kleinen Balkon mit schönen Blumen. Mein Kühlschrank ist gut (!) und vor allem nett (!!) gefüllt, ich bin Nichtraucherin und mag auch keine Raucher, vor allem nicht in meiner Wohnung. Meine Wohnung ist mit klaren Linien, aber weiblichem Flair eingerichtet, ich wohne ein einem nicht-elitären Bezirk zur miete, wahrscheinlich im Westen der Stadt. meine Hobbies: Joggen, schwimmen, wandern und was Künstlerisches, Kreatives.
- No comment -
ich konnte wenigstens punktuell kontern, indem ich dem vierfachen Familienvater unserer Runde ein Leben in einer Homo-Gemeinschaft unterstellt habe, der Dritten in der Runde auf den Kopf das Hobby Tanzen, einen Hang zu Städteurlaub mit Niveau und fälschlicherweise ungarische oder slawische Ahnen zugesagt habe - dabei ist sie Urberlinerin.

den Zweck der Übung habe ich vergessen, aber Bourdieu hätte sicher seine Freude dran gehabt:-))