30.3.07

Projektwahnsinnn

Halb Europa wird heute abend ermattet auf dem Sofa sitzen, mit einem Bier/Wein/Raki in der Hand und Ringen unter den Augen. Heute war/ist die Deadline für das große EU-Programm lebenslanges Lernen - und sämtliche in "freier" Bildung Tätigen Europas versuchen, u.a. dort Projekte bewilligt zu bekommen.
Ich bin schon stolz, dass wir den Antrag überhaupt rechtzeitig fertig bekommen haben, angesichts des Unterlagenwust und der Punkte, die man in Antrag auf jeweils max 30 oder 20 Zeilen beantworten sollte. Kleine Kostprobe gefällig?:
- von allen beteiligten Partnereinrichtungen in mind 3 europäischen Ländern brauchte man Original-Interessensbekundungen, Lebensläufe der relevanten Personen und musste im Antrag auf je 25 Zeilien beschreiben, was sie für Erfahrungen, Hintergründe, Projekte, Themen haben und warum sie für dieses Projekt einbezogen werden und was ihre Rolle dort sein soll (25 Zeilen!)
- Kalkulation der ganzen Projektdauer, mit genau aufgeschlüsselten Personentagen, d.h.: In Monat x werden für Einrichtung y 7 managertage, 10 Researchertage und 2 Verwaltungstage gebraucht...Und das weiß ich natürlich im Voraus bis Sommer 2009 exakt, klar.
- das ganze Ding musste online eingespeist werden. Nur tauchten im Online-Formular plötzlich noch mehr Zeilenbeschränkungen hier und da auf, als in der Vorlage ausgewiesen waren. So dass ich ad hoc alle Arbeitspakete von einer halben Seite Text auf 400 Zeichen (= 80 Wörter, ca) zusammenstreichen durfte. Trotzdem muss natürlich in diesen knapp 5-8 Zeilen detailliert aufgeführt werden, wer wann genau welche Rolle und Aufgaben im Projekt übernehmen soll...
- habe gestern folglich 6 Stunden (!) mit der Eingabe verbracht
- knapp 30 Euro heute im Copyshop gelassen. Die 12 CD-ROMS MIT Produkten aus vorherigen Projekten der beteiligten nicht mit einbezogen.
Physisch-psychische Folgen: ca 2 kg Gewichtsverlust in 2 Wochen, verspannter Rücken, nervöser Magen (wie, die bulgarische Kontaktperson ist im Urlaub?!? Wir brauchen bis morgen Formular XYZ, unterschrieben!) - und natürlich keinerlei Garantie, dass das Projekt angenommen wird. C'est la vie.

19.3.07

verwirrt

...wenn ich statt "Erasco-Tütensuppe" "Erasmus-Tütensuppe" sage und den belgischen Freund mit "Leonardo" oder "Comenius" anspreche, bin ich wohl kurz vor einem EU-Projektantragsphasenkoller.

18.3.07

Kreta

Vor meinem Kreta-Blitzbesuch vor einigen Tagen war ich das letzte Mal 1998 auf der Insel, mit meiner Freundin J. aus Köln. Damals wollten wir eigentlich nur 2-3 Tage dort bleiben und dann von dort aus per Insel-Hopping Richtung Festland/Athen hopsen, oder so. Stattdessen sind wir gute 2 Wochen in Plakias, einem Ort an der Südküste, hängen geblieben, in einem sehr gemütlichen und gastfreundlichen Youth hostel. Fast jeden Morgen sind wir zur Dorfbäckerei gelaufen, um unser Frühstück - Café frappé, griechischer 10% Fett beinhaltender Joghurt mit Honig und frischen Früchten - um ein köstliches kleines Mürbeteigtörtchen mit Schafskäse-Frischkäsefüllung und etwas Zimt zu bereichern. (Als wir nach insgesamt fünf Wochen Urlaub in Griechenland wieder heimkehrten, passte mir auch prompt meine damalige Lieblingslederhose nicht mehr).
Diese Törtchen habe ich seitdem sehr positiv in meiner "lecker Essen"-Erinnerungsdatenbank abgespeichert. Bei meinem Kreta-Aufenthalt vor ein paar Tagen fragte ich morgens im Auto A., der uns vom Hotel abholte um uns zu seinem fantastischen Haus in den Hügel weit über Rethimnon zu fahren, ob er solche Schafskäse-Törtchen kenne. Er hielt stante pede 200 Meter weiter vor einer Bäckerei an, sprang hinein und kam - richtig - mit einer Tüte voller Frühstücksgebäck, unter anderem köstlicher Schafskäsezimt-Törtchen heraus. Und was soll ich sagen. Sie schmecken genauso köstlich wie ich sie in Erinnerung habe! Und so wie damals werde ich auf jeden Fall in den nächsten Tagen versuchen, die Dinger nachzubacken, kann ja so schwer nicht sein.
Anders als in meiner Erinnerung schmeckte mir diesmal allerdings der berühmt-berüchtigte griechische Café Frappé (kalter Nescafé, in einem hohen Glas mit einem kleinen Stabmixer aufgeschäumt, wahlweise mit Milch und/oder Zucker versetzt. Das Getränk war dort übrigens lange lange vor der latte Macchiato-Invasion fester Bestandteil der griechischen Cafékultur.). Ich habe es diesmal morgens zweimal damit versucht; beim ersten mal war es etwas labriger kalter Café aus dem Pappbecher, brrr. Beim zweiten Mal verstand ich plötzlich, warum A. meint, zuviel davon würde einem die Magenschleimhäute wegätzen. Extrem intensivfieser Nescafé, mit Kondensmilch zu einem dickflüssigen Etwas aufgeschäumt und mit Eiswürfeln garniert. Gllllh...
Ansonsten: Kreta im März ist grün, grün, grün. Unter den Olivenbäumen saftiggrünes Gras, mit zig gelben, weißen und lila Blümchen gesprenkelt. Und keine Touristen, nirgends! Wer gerade weg will und nicht weiß wohin: dahin. Aber trinkt keinen Café Frappé, wenn Ihr's mit dem Magen habt...

2.3.07

Dekadentia

Was passiert, wenn man einen job hat, wo der Chef nicht nur nicht am gleichen Ort wohnt, sondern auch statt in derselben Statt auf Kreta lebt und arbeitet? Die Arbeit wird in der Regel per mail und ueber skype-Telefonate geregelt. Da macht's dann auch nichts, wenn man selber mal fuer 4 Tage in Italien weilt - wir bleiben in Kontakt, rund um die Uhr sozusagen. Wenn dann allerdings noch Deadlines fuer Projektantraege hinzukommen, kann es schon mal sein, dass man sich doch irgendwie real und mit gleichzeitiger physischer Anwesenheit an einem Tisch treffen muss. So wie jetzt. Eigentlich wolltender belgische Freund und ich 4 entspannte tage in den Huegeln hinter Florenz im Haus seiner Freunde verbringen. Zwei der vier Tage haben wir schon mal bislang vorrangig damit verbracht, Autos und Schluessel hin und her zu organisieren und 2x taeglich beim Mechanico "vorbeizuschauen" (= sich von irgendwem in das 5 km entfernte Kaff kutschen zu lassen) da 2 der 3 Autos seiner Mitbewohner in den letzten tagen auf der Strecke geblieben sind (wortwoertlich, quasi).
Gestern hat el Chefe auf Kreta dann beschieden, dass wir uns doch so bald wie moeglich fuer die Projektantraege zusammen setzen muessen, aber er keine Zeit hat, nach berlin zu kommen. Kein problem: Fliege ich eben am Montag statt via Rom zurueck nach Berlin von Mailand aus via Athen nach Kreta. Fuer 5 Tage.
Jaja: nicht schlecht, eigentlich sehr cool. Das neachste Mal wappne ich mich auch fuer solche Eventualitaeten: Da ich eigentlich dieses wochenende den italienischen Supermercato leerkaufen wollte (Parmigiano! Speck mit Pfefferkruste! getrocknete Steinpilze! Anisbonbons! Cantuccini! grappa! etc.), bin ich mit auf den Tag genau kalkulierter Waesche, keinerlei Freizeitlektuere und generell so wenig Zeug wie moeglich gereist. Dumm nur, dass der trip jetzt 6 tage laenger ist und ich mit meinen 2 Pullis und Hosen definitv nicht auf mildes Mittelmeerinselklima eingestellt bin, geschweige Lektuere fuer die 12 Stundenreise am Montag parat habe.
Na, ich kann Euch allen ja lange Briefe schreiben...