Ichh fühle mich in meiner Wohnung sehr wohl, und nachdem die Modernisierungsarbeiten - bis auf ein paar "unwesentliche" Details, naturelement ("Ääh, Sagen Sie mal, wer macht eigentlich wann die Löcher wieder zu, die Sie beim Leitung verlegen in meine Wohnzimmerdecke gebohrt haben??" - "Ömpf, tscha, dit kann ick jleich wool machn, wennse zu hause sind...") - abgeschlossen sind, kann mich nicht mal mehr die Aussicht auf den sibirischen Winter hier schocken.
Aber wie ich heute vormittag so auf meinem hübsch begrünten Balkon saß, Milchcafé trank, Zeitung las, Musik hörte, wurde die friedliche Sonntagsidylle durch das laute Ekelschleimhochrotzenunddannlautausspucken des Nachbarn schräg unter mir jäh unterbrochen...
Hart an der Grenze zu den Bronx Berlins wohnend erwarte ich hier natürlich keine hippen Design-irgendwas-Prenzlauerberg-Langweiler und auch keine Mitte-Boys`n Girls (u.a. genau deswegen wohne ich hier ja...), aber heute kamen mir das erste Mal leise Zweifel, ob "Nachbarschaft" mehr à la P-Berg/Mitte/S-Berg etc zusammengesetzt nicht auch seinen Reiz haben könnte...
Zur Zeit leben hier im Hinterhaus
- ein bis an die Zähne tätowierter Heavymetal-Freak, mit 2 fetten Katzen, die immer vor'm Jimi-Hendrix-Plakat an der Hofmauer liegen,
- eine sich selbst als manisch-depressiv bezeichnende Juristin, die "mal beim Amtsgericht gearbeitet hat" - worauf auch immer das ein Hinweis sein soll,
- eine dicke schmierige Kettenraucherin, deren Raucherhusten ich bis in mein Wohnzimmer hochrasseln hören kann, angeblich die Freundin vom Heavymetalfreak. Immerhin hört sie Janis Joplin...
- der einzige Lichtblick hier: mein Kumpel V, einzige normale und ansprechbare Person in diesem Haus (meiner Meinung nach natürlich nur - wer weiß, wie die anderen uns sehen...)
- mein direkter Nachbar, der nie da ist und wenn, dann baut er gerade irgendwas,
- besagter superfettschmierigekliger alter Rotzespucker nebst Frau, die immer aussieht, als wäre sie grad einer 50er-Jahre "Hart-ist-das-Leben-in-Castrop-Rauxel"-Milieudoku entstiegen,
- eine "junge Frau", die auf erstem Blick zwar normal aussieht, aber bereits seit WOCHEN ALLE Fenster ihrer Wohnung komplett mit Plastikfolien zugeklebt hat,
- ein muffiger Kauz,
- eine schrill gekleidete, stets ondulierte Locken in feuerrot tragende und Stöckelschuhklappernde Trulla,
- ein zugegebenermaßen sehr nett aussehendes Paar mit Baby, mit denen man sich aber nicht unterhalten kann, da sie kein deutsch reden
- angeblich noch ein Paar, das immer sehr laut Musik hört und/oder sich streitet oder prügelt - die hab ich aber noch nie gesehen...
- und ein paar Handwerker: Die Heizungsmonteure. Sie kamen vor ca 2 Monaten, stapelten in eine der leer stehenden Wohnungen im Erdgeschoss haufenweise neue Heizkörper, haben im Treppenhaus an ihrem Frühstückstreppenabsatz bereits ihren eigenen Aschenbecher dauerdeponiert und lungern hier jeden Tag herum. Mein Verdacht ist ja, dass sie mit ihrem Job längst fertig sind, es sich in der leeren Wohnung ganz nett eingerichtet haben und dort nun ihre von der Hausverwaltung finanzierte Sommerfrische verbringen. ..