Seitdem uns unser Banjospieler der ersten Stunde im letzten Sommer verlassen hat, um sein Glück in Kanada und Irland zu suchen (unser Gitarrist argwöhnte ja immer schon, dass er heimlich Irish Folk hört), hatten wir immer wieder Schwierigkeiten, den frei gewordenen fünften Platz am Banjo zu besetzen. Aufmerksame LeserInnen (Gruß nach Hamburg an dieser Stelle;-)) mögen sich an meine enthusiastische Schilderung unseres neuen Banjomanns mit der schönen Geschichte zu seinem Instrument erinnern. Tja, er ist zwar wirklich ein superdufte netter Typ mit einem wunderschönen Banjo - aber leider die Unzuverlässigkeit in Person. Mal kam er, mal nicht, reagierte auch nicht auf zig Anrufe, sms, mails whatever. Was tun - ein Ersatz muss her. So stießen wir auf den Australian National Fiddle Champion 2008 (kein Witz!), mit dem wir ein paar Sternstunden hatten und unser Stammpublikum bei unseren Konzerten fast in Ekstase geriet. Bis er aufgrund seines auslaufenden Visums und leerem Konto Hals über Kopf nach Australien zurück musste, erst mal wieder mit ein paar Gigs und Shows Geld verdienen.
Allerdings haben wir nicht nur diverse Konzerte für Juni und Juli auf der Platte, sondern auch eine 10tägige Studiosession und eine im Juli anstehende Mini-Schwedentournee (jahaaa - wir werden nämlich doch noch reich und berühmt damit!!). Quasi in letzter Minute, mitten in den Studioaufnahmen und einen Tag vor'm nächsten Konzert kam dann S. zu uns, ein Banjo- und Mandolinenspieler aus Kanada, der in Berlin lebt - von Musik, Luft und Liebe und - äh, viel Bier und Zigaretten. Er sprang von jetzt auf gleich ein, schaffte sich an einem Nachmittag 18 Songs drauf (von denen er die meisten als Bluegrass-Sozialisierter eh kannte) und trat abends mit uns auf.
- Und der Australian Undsoweiter spielt in der Zwischenzeit down under seine tracks via logic als WAFs ein, wir laden sie von seinem Server runter und der Mixer packt das alles zusammen. Hoch lebe das Internet - Wer sich jetzt fragt, wie wir eigentlich in so kurzer Zeit immer so schnell Ersatz her organisieren können, dem sei Folgendes gesagt: Berlin ist die größte Enklave an jungen, talentierten aber meist mittellosen Northamerican/Canadian/Australian Bluegrass Folk Country Americana MusikerInnen jenseits der großen Ozeane! Wer diese Musik liebt, dem/der kann ich nur empfehlen, sofort herzuziehen - Hier könnt Ihr jeden Abend mindestens eine Handvoll toller Konzerte für umsonst in den Kneipen von Kreuzberg und Neukölln haben! Und nach einem Gespräch mit unserem kanadischen Ersatzmann und unserem unzuverlässigen Ex-Banjospieler, den ich heute abend nämlich zufällig in eben so einer Kneipe bei einem Konzert traf (wo er an der Tuba mitspielte), durchschaue ich das Spiel auch etwas besser: In Berlin gibt es eine ca 30köpfige Bluegrass Country usw. - Gang, die sich auf 8 Bands vor Ort verteilen, plus deren diverse Bands und Bandprojekte aus deren Heimat, die immer mal wieder in Berlin vorbeischauen für ein paar Wochen/Monate im Jahr. Alle kennen sich, und man spielt abends spontan und auf Zuruf - wer halt gerade Zeit hat. Da heute abend der Bassist nicht konnte, spielte unser Mann eben mit, an der Tuba. Und natürlich kennt der Kanadier den australischen Wunderfiddler, die Beiden haben zusammen in einer Band gespielt. Fragt mich nicht, wovon die alle leben - von nicht viel und abends dem Freibier, das ihnen als Bandmitglied am jeweiligen Auftrittsort zusteht. Aber was für eine musikalische Bereicherung für diese Stadt! Ich lege Euch WÄRMSTENS! die aus New Orleans stammenden Magnolia Beacons ans Herz, deren zweistimmiger Gesang mit Freakwater und Hazeldine locker mithalten kann. Deren CD hingegen ist sowas von low budget produziert (DIN A4 Blatt zum CD-Heft zusammengeklebt, fertig), naja. Und ne vernünftige Internetpräsenz haben sie auch nicht, den besten Eindruck von ihnen bekommt man
hier. Unser Kanadier spielte eine zeitlang bei den
Comedian Pharmacists mit, die scheinen aber nicht mehr so aktiv zu sein. Wohingegen wir unseren Banjo-Tubamann auch schon mal mit
diesen Jungs erleben durften - sehr lustig. Schon eine Nummer größer ist die
New Prohibition Band. Und
diese Lady hier hat hier gleich um die Ecke in einer Kneipe immer an einem Dienstag im Monat ein Bluegrass-Festival ins Leben gerufen, bei dem wir anscheinend im August auftreten werden. Achja: Und den Gitarristen bei den Vagabonds kannte ich auch schon: Mit dem hat unser allererster Banjospieler ab und zu mal bei Irish Folk Sessions zusammen gejamt. Wo ich natürlich nie hingegangen bin - Irish Folk, bäh.