3.7.06

Ausflug

Samstag fuhren wir ins Heimatdorf von J, zum jährlichen Straßenfest bei seinen Eltern. "Wir" = meine aktuelle bei mir wohnende Kleinfamilie: die Argentinierin C plus 11jähriger Tochter E, plus Special Agent J natürlich (C taufte uns gleich passend als die 3 Engel und Charlie...). So ein Ausflug ins Berliner Umland ist schon was Spezielles: Plötzlich ist alles ganz leer und Wald und kargsandig und kleinhäusig und ruhig. Mit der Ruhe war es bei unserem Eintreffen beim "Straßenfest" allerdings dahin: Die werten Nachbarn und Nachbarinnen, die die Festivität alle zusammen organisieren, saßen bereits auf langen Bierbänken mitten auf ihrer Straße, ein großer, beleibter, rotnasiger und sehr vergnügter Nachbar - anscheinend der Oberindianer der Straße - machte über das Mikrofon diverse Ansagen zu Beginn, aber auch zwischendurch immer mal wieder. Und der extra für den Abend angeheuerte DJ war anscheinend wild entschlossen, an diesem Abend mit diesen 30 Nachbarn im Durchschnittsalter von 65 Jahren (und Durchschnittsgewicht von 100 kg - ahem) so richtig die Riesensause zu starten. Was hieß, von vorneherein alle Regler auf volles Rohr und nach jedem Stück technorhythmusunterlegtem Gehirnwasch-Schlager eine schmissig-luustige Ansage von ihm...Zu allem Unglück war ich an jenem Abend übermüdet, etwas angeschlagen (wie sich am nächsten Tag, den ich mit Fieber komplett im Bett verbrachte, mehr als bestätigte) und von meiner Grundstimmung eher Richtung "Lasst-mich-einfach-hier-ruhig-sitzen" als "Auja-Smalltalk-mit-Brandenburger-Rentnern, Polonaise, Bierwett-trinken und Schenkelklopfen". Gottseidank konnte ich die meiste Zeit auch recht friedlich vor mich hinsitzen, die Attraktion des Abends waren eh "unsere argentinischen Gäste". Gut, dass C aufgrund der Hitze und prallen Sonne ihren kakifarbenen Trekkinghut aufhatte, so sah sie so richtig "echt" nach argentinischem Cowgirl aus, das frisch von der Weide kommend vom Pferd gehüpft ist und der heimliche Schwarm aller anwesenden Nachbarn war...Ihre Tochter schmolz hingegen das Herz aller Nachbarinnen: sie wurde dermaßen mit Schokolade, Chips, Eiscreme, Flips, mehr Schokolade und noch mehr Chips überhäuft, dass wir uns schon die Nacht mit ihr in der Notaufnahme verbringen sahen. Und als C und J dann auch noch zu den Gipsykings hüfteschwingend tanzten, war kein Halten mehr.
Am interessantesten fand ich wiederum das von den NachbarInnen bestückte Buffet: Diese Zusammenstellung habe ich seit den Feiern bei meinen Großeltern im Westfälischen nicht mehr gesehen: Spanferkel, Sauerkraut, diverse Mayo-Nudelsalate, ein komplett aus Dosenchampignons bestehender Salat, Käsespießchen mit Oliven oder kleinen Partysalamis drauf (sic!), Gewürzgurken, ein großes Fass Bier für alle...
Wäre ich besser beieinander gewesen, hätte ich wahrscheinlich einfach möglichst schnell möglichst viel Bier getrunken und mich dann prächtig amüsiert - naja, nächstes Mal...

1 Comments:

Blogger Simon said...

Sandböden, Kiefernwälder, vielleicht sogar Lärchen... Sommersonne, Stillstand, Waldesruh' nach urbanem Terror... leckeres, reichhaltiges Essen, Landmannskost... freundliche Leute, in Frieden älter geworden...

Wenn man das gut verkauft, könnte man ein Urlaubsgebiet daraus machen!

2:38 PM  

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