9.6.06

Oleee, ole ole oleeee

Ok, ich hab's versucht: Heute hat die WM angefangen (ach was.), was seit gestern von plötzlich an allen möglichen und unmöglichen Ecken und Gegenständen baumelnden Deutschlandfahnen schwarzrotgold untermalt wird. Die Dinger scheinen zumindest hier in Berlin von jetzt auf gleich überall herausgeploppt zu sein, vorgestern waren diese ganzen Wimpel und Fahnen zumindest noch nicht da. Ich bin gestern morgen an einem orangenen BVG-Straßen-kanal-oder-sonstwas-Reinigungsfahrzeug vorbeigeradelt, an dem vorne 2 Deutschlandfahnen hingen und der Fahrer ein Kopftuch trug, auf dem vorne fett "Deutschland" prangte...Ich weiß nicht, ich weiß nicht...
Egal, jedenfalls habe ich heute brav und willig dem Abendpflichtprogramm meiner FreundInnen zugestimmt und bin Fußball gucken gegangen. Soweit zumindest der Plan, denn als wir vor'm Pfefferberg standen, um dort das Eröffnungsspiel zu sehen, kamen wir nicht mehr rein - außer uns hatten geschätzte 1500 andere Leute die gleiche location dafür erkoren. Stattdessen also Fußball gucken vor einer gruseligen Cocktailbar etwas weiter, mit ebenso gruseligem Publikum, statt unter alten Bäumen mit lauter netten, gutaussehenden, intelligenten, sozial kompetenten Menschen. Das Spiel als solches: Leute, es tut mir ja wirklich leid, aber Fußball langweilt mich einfach gnadenlos. Ich hab's wirklich versucht, aber es interessiert mich einfach ü-ber-haupt nicht. Das 2. Spiel - Ecuador gegen Polen - dann im Pfefferberg geguckt - ich wollte dem Ganzen auch noch eine zweite Chance geben. Die Bierbänke neben unserer besetzt mit 7 dicken Westfalen im Fußballtrikot, vor ihnen ein Turm leerer Bierbecher, vor jedem stets 2 volle Bierbecher und mindestens 2 von ihnen grölten die ganze Zeit Lieder über Ruhrgebietsfußballmannschaften (= gut!), Arminia Bielefeld (= scheiße), Fußball-Landesligen (= offenbar nicht im Hier und Jetzt angekommen) oder Manchester United. Toll, genauso hatte ich mir das vorgestellt. Das Spiel: nachdem ich ab den ersten 10 Minuten der 2. Halbzeit aus dem Gähnen gar nicht mehr herauskam, bin ich gegangen...Hat keinen Zweck, ich und der Fußball...

3 Comments:

Blogger Simon said...

Es ist schon komisch, dass man zu solchen Anlässen dann doch den nötigen Zynismus aufbringt, da hin zu gehen. War in Geiselheim Fussball gucken, und das war genauso...

11:54 AM  
Anonymous Anonym said...

In Berlin Mitte ist der Ball sehr gefällig gerollt und hat alle Anwesenden mitgerissen. Ohne nationalistische Selbstsugestion a la "WIR müssen DIE" schlagen macht ein Besuch allerdings keinen Sinn.

Außerdem sollte man sich seelisch der Masse ausliefern und eins mit ihr werden a.k.a. einfach mitgrölen. Retsinas Eintrag strotzt ja geradezu vor Distanzierung von der betrunkenen Masse, dabei hat der Autor dieses Textes sie in Kreuzberger Bars ohne jede Hemmung gewaltverherrlichende Klassenkampflieder mitgrölen hören :-)

Wir bleiben also gespannt, ob sie nicht doch noch Lust bekommt vor dem Finale Deutschland:Holland ein paar Oranjes aufzumischen...

"avanti populi..."

2:52 PM  
Blogger Retsina said...

ich habe nichts gegen Betrunkene, sofern sie nicht
a) Teil einer Fußballfangemeinde sind
b) Bierbäuche im Umfang eines 30l Bierfasses aufweisen
c) in Rudeln auftreten, wo jeder versucht mindestens 30l Bier an einem Abend zu trinken und dann dem Sängerkrieg von der Wartburg Konkurrenz machen will.

10:39 PM  

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