17.3.06

Der große Durchbruch

Als Sozialwissenschaftlerin wird man evtl. schlau, aber bestimmt nicht reich und wohl auch eher nicht berühmt. Deshalb spiele ich noch in einer Band, und die hat morgen die Chance auf ihren großen Durchbruch.
So weit, so unrealistisch. Fakt ist zwar, dass wir morgen tatsächlich so etwas wie unseren ersten "echten" Auftritt haben, aber strategisch schlau geplant im Hinblick auf "entdeckt werden" ist der wohl eher weniger. Wir spielen in einem alternativen, von Alt-68er-Ex-HausbesetzerInnen geführten Kulturzentrum in Kreuzberg (Merke: Wer berühmt werden will, sollte frühzeitig zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtig wichtigen Menschen in Kontakt kommen) und wenn ich mir so die anderen Bands des Abends in der Vorankündigung durchlese, bezweifel ich, dass sich im Publikum Producer und Musik-Prominenz auf der Suche nach dem nächsten Hype tummelt:
- Den Auftakt macht eine Band, deren Stil mit "HeavyMessingWorldMusic" umschrieben wird. Fanfare Ciocarlia auf Speed?
- Dann wir, angekündigt als "Non-Conventional Country Music". Schnarch! Ich seh's schon vor mir: Nachdem die langmähnigen Blechbrassheavy-Typen den Laden auf Touren hochposaunt haben, kommen wir dann auf die Bühne: "Ja halloooo, wir spielen jetzt ein paar Original Bluegrass und Hillybilly Songs aus der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts aus den USA..."
- Anschließend "Old-School-ROck": Diejenigen, die bei uns noch nicht gegangen sind (also wahrscheinlich unsere eingeladenen Verwandten und engsten FreundInnen), gehen spätestens jetzt, bzw. werden von der Jubeltruppe dieser Band abgelöst.
- Dann gibt's "Rai, Rap, Reggae, Polka UND Ska", alles in einem! Klar: Die Kreuzberger Jugendzentrum 9-Kids-aus-15-Nationen-Band. Hoffentlich mit Tanzeinlagen, das sieht immer schon so lässig aus, wenn die Jungs am U-Bahnsteig Kottbusser Tor den Moonwalk üben...
- zu guter Letzt "60'er Jahre WildRock": ich fress meinen Bogen, wenn das nicht die hauseigene Alt-68er-Ex-HausbesetzerInnen-Band ist, die dann so richtig in Neil Young Coversongs schwelgen wird.

Wie gesagt; DAS wird bestimmt nicht unser großer Durchbruch. Außerdem hat unsere Sängerin mir quasi verboten, meinen coolen Kuhfellrock (Geschenk von J aus München) anzuziehen und die größte Sorge der restlichen BandkollegInen scheint eh zu sein, was wir da für'n Catering kriegen, seufz...

2 Comments:

Blogger Simon said...

Wenn Ihr so richtig berühmt werden wollt, müsst Ihr nur ein möglichst bescheuertes Video auf youtube ins Netz stellen... Und was gibts gegen den Pudel des Todes?
Im Ernst: viel Spaß morgen, möge alles so gelingen wie Du meinst!

12:59 PM  
Blogger Retsina said...

Lass den Pudel des Todes aus dem Spiel!
Vielen Dank für die ermunternden Worte, schade, dass Du nicht dabei sein kannst...

2:01 PM  

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